Wenn man Utrecht besucht, fragt man sich: Was sind das für Keller unter der Straße, die mit Restaurants und Bars gefüllt sind? Warum steht der Domturm neben der Kirche? Und warum wirken die Menschen hier so entspannt und glücklich? Nach der Lektüre dieses Blogs werden Sie es wissen.

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Ein römisches Castellum am Rhein

Die Niederlande sind ein Flussdelta von Rhein und Maas. Während eines Großteils der Geschichte war es hier ein einziger großer Sumpf. Vor etwa 2.000 Jahren bildete der Rhein die Nordgrenze des Römischen Reiches. Entlang dieses Flusses bauten die Römer Wachtürme, Kastelle und eine Straße. Eines dieser Kastelle errichteten sie um 41 n. Chr. an der Stelle von Domplein. Sie nannten das Kastell Trajectum und damit war Utrecht geboren. Als die Römer 300 Jahre später abzogen, war das Kastell abwechselnd im Besitz von Franken und Friesen.

Utrecht Stadt der Kirchen

Am Ende des 7. Jahrhunderts kam der englische Missionar Willibrord in die Niederlande. Auf den Überresten des römischen Kastells ließ er eine kleine Kirche errichten, die dem Heiligen Martin geweiht war. Utrecht wurde so zu einem Stützpunkt für die Bekehrung der Stämme im Norden. Bonifatius trat die Nachfolge Willibrords an, und einige Zeit später erhielt Utrecht den Status eines Bistums. Utrecht wurde zu einer echten Kirchenstadt, und in der Innenstadt befanden sich Dutzende von Klöstern.

In seiner Blütezeit umfasste das Bistum Utrecht etwa drei Viertel der heutigen Niederlande. Über einen großen Teil davon hatte der Bischof von Utrecht die Oberhoheit. Er wohnte in seinem Palast am Domplein, besaß ein Heer, übte die Rechtsprechung aus und erhob Steuern. Nicht zuletzt wegen der wichtigen Rolle der Kirche wurde Utrecht 500 Jahre lang die größte und wichtigste Stadt der Niederlande.

Stadtrechte und Handel

Im Jahr 1122 erhielt Utrecht vom deutschen Kaiser Heinrich V. (Blog) die Stadtrechte. Die Stadt erhielt einen unabhängigen Stadtrat, ein Kanal mit einer Stadtmauer wurde gebaut und die Ausgrabung der Oudegracht begann. Utrecht war ein blühendes Handelszentrum mit Kaufleuten aus der ganzen Welt. Die Oudegracht fungierte als ein kilometerlanger Binnenhafen mit Brücken, die als Marktplätze dienten. In dieser Zeit entstanden die berühmten Kais und Kaikeller, in denen sich heute Dutzende von gemütlichen Restaurants befinden.

Zünfte und Demokratie

Der lebhafte Handel und das Bevölkerungswachstum ließen eine beachtliche Mittelschicht von Handwerkern und Händlern entstehen. Ein Großteil dieser Mittelschicht hatte sich in Zünften, einer Art Berufsverband, organisiert. Diese Zünfte überwachten die ordnungsgemäße Ausbildung der Handwerker, die Qualität der geleisteten Arbeit und hatten eine Fürsorgepflicht im Falle von Krankheit und Tod. Bekannte Utrechter Zünfte waren die Zakkendragers, die Vleeshouwers und die Smedengilde.

Die gut organisierten Handwerker und Händler übten großen Einfluss auf die Verwaltung der Stadt aus. Als der Bischof von Utrecht eines Tages mit seinem Heer auf Feldzug war, inszenierten die Zünfte eine erfolgreiche Machtergreifung. Bereits 1304 erhielt Utrecht einen gewählten Stadtrat und ist damit der älteste Stadtrat in Nordwesteuropa.

Eine ganz besondere Studentin

Im Jahr 1636 wurde die Universität Utrecht gegründet. Zu dieser Zeit lebte direkt hinter der Universität eine ganz besondere Frau. Ihr Name war Anna Maria van Schurman. Schon in sehr jungen Jahren konnte sie lesen und schreiben, und als sie achtzehn Jahre alt war, sprach sie bereits 14 verschiedene Sprachen. Anna Maria wollte unbedingt zur Universität gehen, aber sie konnte nicht, weil sie eine Frau war.

Dennoch beschloss sie, sich damit nicht abzufinden. Es kam zu einer breiten Diskussion, und nach internen Beratungen wurde Anna Maria schließlich doch an der Universität Utrecht zugelassen. Sie war damit die erste weibliche Studentin in den Niederlanden und vielleicht in ganz Europa. Im Jahr 1641 schrieb sie eine "Dissertation über die Eignung des weiblichen Geistes für Wissenschaft und Literatur". Anna Maria van Schurman wurde in ganz Europa bekannt und kam in Kontakt mit bedeutenden Wissenschaftlern, wie dem französischen Philosophen Descartes.

Die Katastrophe auf dem Domplatz

Im Jahr 1674 ereignete sich in Utrecht eine große Katastrophe. Am Abend des 1. August erreichte eine heftige Sturmfront die Stadt. Dieser Sturm, wahrscheinlich ein Fallwind, war so heftig, dass der mittlere Teil der Domkirche vollständig einstürzte. Seitdem sind der Domturm und die Domkirche voneinander getrennt. Glücklicherweise blieb der Domturm stehen und ist immer noch der höchste Kirchturm der Niederlande (112 Meter).

Eine wahre Fahrradstadt

Im Jahr 1883 wurde der ANWB in Utrecht gegründet. Es handelte sich dabei um eine Vereinigung von Radfahrern, die wöchentliche Ausflüge mit dem Fahrrad organisierte. Zwei Jahre später wurde an der Maliebaan der erste Fahrradweg der Niederlande angelegt. Es war ein echter Radweg, auf dem Radfahrer Vorrang vor dem übrigen Verkehr hatten.

Heute ist Utrecht eine großartige Fahrradstadt. In den Jahren 2019 und 2022 wurde sie zur besten Fahrradstadt der Welt gewählt. In der Nähe des Hauptbahnhofs befindet sich der größte Fahrradpark der Welt mit Platz für 12.500 Fahrräder. Außerdem ist Utrecht die einzige Stadt, in der sowohl die Tour de France, der Giro d'Italia und die Vuelta gestartet sind.

Mehr Funfacts über Utrecht

Wussten Sie, dass...

... der erste und einzige niederländische Papst Adrian VI. war ein Bürger von Utrecht.

... Utrecht war zusammen mit Leiden die Wiege der Aufklärung.

... die Französische Revolution begann in Utrecht bereits 1786.

... der Utrechter Fußballverein Dos wurde 1958 Landesmeister.

... Utrecht hat das beste Leitungswasser der Niederlande.

... Der Grundstein für die Entwicklung von kultiviertem Fleisch in Utrecht wurde gelegt.

... König Willem-Alexander wurde in Utrecht geboren.

... kann man das beste Vanilleeis der Welt bei Roberto's in Utrecht kaufen.

... Wifi ist eine Erfindung aus Utrecht.